erik
 
     
 

Sezierte Nymphen (2007),

ür Flöte (auch Piccolo und Bassfl.), Violoncello und Klavier

 
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Beim Komponieren des Trios Sezierte Nymphen dachte ich an Momente von Schönheit, Zeiterfahrung und Vergänglichkeit. Das Jetzt des einzelnen Klanges, der plötzlich in meinem inneren Ohr ist, den ich dann kompositorisch setze, der dann auf dem zuvor weißen Blatt Papier erscheint und schließlich im Raum, im Ohr des Hörers.. Dieser einzelne Klang, der die erste Unterscheidung bildet, das heißt: der aus sich heraus die Form selbst bildet und ist (aus der Stille, dem Nichts heraus). Klänge sind plötzlich auf unerklärliche weise da, wie Sagen-Gestalten – wie Nymphen. Einmal gesetzt legen sie bestimmte kompositorische Entscheidungen nahe bzw. ein Arbeiten damit (als Material). Sie scheinen so einen Teil ihrer Unmittelbarkeit und Aura wieder zu verlieren, legen aber dafür wieder neue Unterscheidungen und Möglichkeiten frei. Ich habe sie gleichsam seziert, sie in ihre sukzessiven Bestandteile zerlegt, auch in verschiedene, Ornament-ähnliche, immer anders angeordnete, permutierte Motive, oft verzahnt zwischen den Instrumenten, sie tw. in Geräusche aufgelöst und ihr Innenleben variativ beleuchtet. Meine „Nymphen“ sind z.B. exponierte, oft leise Zusammenklänge, Mehrklänge der Flöte oder mit Tonanhaltepedal im Klavier gehaltene Akkorde, die nach ihrem Erscheinen in ein Nacheinander zerlegt werden. Aber diese Erinnerung an das zuvor Gleichzeitige erscheint als ein Anderes: mit gering abweichenden Tonhöhen; und die vorherigen Mehrklang-Töne der Flöte geraten in ein klangliches Fluktuieren (genannt Klangfarben-Bisbigliando). Zugleich sind zuvor gleichzeitige Klänge in ihrem späteren Nacheinander zeitlich so gedehnt, dass die Erinnerung an den vorherigen Simultan-Klang wieder gleichsam „verschleiert“ ist. Umgekehrt gibt es auch Formen, wo zuerst nacheinander Erklingendes später als gleichzeitiger Klang erscheint. Ebenso spielen im Werk Reflexionen über unterschiedliche Aspekte der Wiederholung eine Rolle. So spielt das Klavier über weitere Strecken immer andere, permutierende Motive, teils für sich, teils mit den anderen Instrumenten in Beziehung stehend. Diese Klavier-“Motivchen“ sind aber immer in gleich langen Zeitabschnitten und zudem intern in gleichen Zeitstrukturen organisiert, die sich permanent wiederholen. Nur dass das Moment der Wiederholung wegen der Tonhöhen- und klanglichen Variationen und der unterschiedlichen Beziehungsgraden zwischen Klavier und den anderen Instrumente - d.h. wegen der Komplexität - mehr oder minder „verborgen“ liegt (wie sich Nymphen auch nicht direkt zeigen). Wiederholung schlägt dann kurz ins Rhythmische, ins Perkussiv-Geräusch-hafte um, in empfundene, fast „greifbare“ Wiederholung: das Klavier ist kurzzeitig eine Art „verlässliche Folie“, eine Art moderner „Beat“ mit seinen Battuto-Klängen, dem sich die Rhythmen von Flöte und Cello scheinbar „regulär“ einfügen. Aber der Schein trügt...
 
     
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