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Bhagavat-Gita-Fantasie (2010),

für Violine, Violoncello und Klavier (Dauer 12 min.)

 
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Bhagavat-Gita-Fantasie (Mai/Juni 2010) ist eine instrumental-“meditative“ Vertonung von mir selbst ausgewählter Verse der altindischen Bhagavat-Gita; vokal so vertont bereits in Bhagavat-Gita-Fragmente (2006, für Sopran und Ensemble). Im hier vorliegenden Werk, in dem die vier Teile attacca (bzw. in kurzen maximal 5 Sekunden langen Pausen) ineinander übergehen sollen, habe ich den vier Teilen die folgenden Verse des Sanskrit-Textes zu Grunde gelegt ( I.-IV.). Für die Großform der 12-minütigen Komposition bildete ich – trotz unterschiedlichen Wort- und Silben-Quantitäten der Textteile – vier ungefähr gleich lange Teile (ca. 3 min. je Teil), bildete dann zur Silben-Summe pro Teil durchschnittliche Dauer (Zeitwert) für die Vertonung je Sanskrit-Silbe. Somit erhielt jeder Werkteil einen individuellen, anderen Charakter und Zeitfluss und Zeitmaß. Die Violine „singt“/empfindet ohne Worte, wie in „Zeitlupe“, als im Trio führende Stimme die Wortsilben, Worte, Phrasen des Sanskrit-Textes nach. Tonhöhen und Klangfarben sind dabei an den Sprachklang (u, a, o, e, i) angelehnt. Dadurch erklären sich die meist „langen“ Pausen-losen Phrasen, meist im strengsten Legato-detaché bei extremen Lagen-/Registerwechseln, mit dann wieder unmittelbar folgenden mikrotonalen Phrasen. In diesen Phrasen ist (trotz möglichst unmerklicher Bogenführung, langen Tondauern) „parlando“ mit zu denken bzw. innerlich zu „singen“. Zwischen den einzelnen Zeilen und Versen pausiert die Violine (meist auch das Vc. oder alle), um die musikalisch-formale Anlehnung an die Textform noch sinnfälliger zu machen. Cello und Klavier bilden eine die Worte aus deutende „Kommentar“-Schicht zu der mich der Text neu und in freierer Tonsprache inspirierte (nachdem meine Bhagavat-Gita-Fragmente 2006 in ihrer Harmonik und Melodik mehr vom musikalischen Material indischer Raga inspiriert waren, dieses frei und polyphon nutzend).

 

Text Wörtliche Übersetzung, ungefähre Beibehaltung der Sanskrit-Wortstellung
I.
(2.11):
 
sri-bhagavan uvaca [:] [...] Die höchste Persönlichkeit Gottes sprach
(2.12):  
na [...] evaham jatu nasam niemals [...] gab es irgendeine Zeit, in der ich nicht existierte.
na caiva na bhavisyamah[a] niemals werden gewiss nicht existieren
sarve vayam atah[a] param wir alle danach.
(2.20):  
[...] ayam [...] [...] die Seele [...]
na jayate mriyate va kadacin niemals wird geboren oder stirbt zu irgendeiner Zeit.
nayam bhutva bhavita va na bhuyah[a] niemals ist sie entstanden, entsteht sie oder wird wieder entstehen
ajo nityah[a] sasvato ´yam purano ungeboren, ewig, immerwährend ist sie, diese älteste
na hanyate hanyamane sarire niemals wird sie getötet, wenn getötet wird der Körper
(2.16):  
nasato vidyate bhavo das Nicht-Existente ist ohne Beständigkeit
nabhavo vidyate satah[a] niemals Wechsel gibt es beim Ewigen.

II.
(2.45):

 
[...] bhavarjuna [...] Sei, O Arjuna [...]
nirdvandvo nitya-sattva-stho mit Gleichmut erfülle deine Pflichten, Anhaftung aufgebend [...]
[…] siddhy-asiddhyoh[o] bei Erfolg und Misserfolg [...]
(2.56):  
duh[u]khesv anudvigna-manah[a] [wer] in den dreifachen Leiden ist ohne im Geist erregt zu sein
sukhesu vigata-sprahah[a] im Glück ohne interessiert zu sein,
vita-raga-bhaya-krodhah[a] und wer frei ist von Anhaftung, Angst und Zorn,
sthita-dhir munir ucyate dessen Geist steitig ist, „Weiser“ wird genannt.
(8.5):  
anta-kale [...] mam [...] [wer] sich am Ende seines Lebens an mich erinnert,
smaran muktva kalevaram wenn er verlässt den Körper,
yah[a] prayati sa mad-bhavam derjenige geht in meine Natur ein.
III.
(11.19)
:
 
anadi-madhyantam ananta-viryam ohne Anfang, Mitte und Ende, unbegrenzt [ist Deine] Herrlichkeit
ananta-bahum sasi-surya-netram [du hast] unbegrenzte Arme; der Mond und die Sonne [sind Deine] Augen.
pasyami tvam dipta-hutasa-vaktram ich sehe Dich, loderndes Feuer, das aus deinem Mund kommt
sva-tejasa visvam idam tapantam durch deine Ausstrahlung dieses Universum erhitzend.[...]
(11.29):  
tathaiva nasaya visanti lokas ebenso der Vernichtung entgegen gehen die Menschen
tavapi vaktrani samrddha-vegah[a] auch (gehen sie) in Deine Münder mit rasender Geschwindigkeit
(11.30):  
tejobhir apurya jagat samagram durch Deinen Glanz bedeckst Du das Universum ganz,
bhasas tavograh[a] pratapanti visno die Strahlen, Deine schrecklichen, versengen es,
pratapanti visno O alldurchdringender Herr.
V.
(7.8)
:
 
probhasmi sasi-suryayoh[o] das Licht bin ich des Mondes und der Sonne
[...] sabdah[a] [...] der Klang im Äther
(10.31)  
pavanah[a] pavatam asmi der Wind, von allem, was reinigt, bin ich
aham evaksayah[a] kalo [...] (10.33) ich bin gewiss die ewige Zeit
[...] maunam guhyanam [...] (10.38) das Schweigen unter den Geheimnissen.
 
Hinweise: in [ ] steht nur die Vokalverdoppelung (abweichend vom geschriebenen Wort), wonach immer der einem h vorhergehende Vokal nach dem h wiederholt gesprochen wird. [...] = Auslassungen durch den Komponisten, arabische Ziffern in ( ) geben die Quelle an: Kapitel und hinter dem Punkt den entsprechenden Vers aus der Bhagavat Gita.

 

 
     
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