erik
 
     
  Werkkommentar  
 

Tanz der Rhizome,

die Polyphonie der Alten Musik inspirierte mich für diese sehr transparente Trio-Besetzung dazu, ein – wie auch im Barock verbreitetes - Fantasie-artiges, gleich einem Rhizom wucherndes Stück zu komponieren, in dem die Stimmen der Trio-Partner mal voneinander unabhängig sind, dann wieder an überraschenden Stellen zusammen kommen und dasselbe spielen. Der Titel und die musikalische Form des Werkes sind zum großen Teil inspiriert von dem gleichnamigen philosophischen Werk, „Rhizom“ von Gilles Deleuze und Félix Guattari. Sie beschreiben ein Rhizom als ein nicht hierarchisches, wucherndes Gefüge, ähnlich wie in der Biologie (ein Beispiel aus der Botanik sind die Iwurzeln des Ingwer, die nicht von einem hierarchischen Stamm ausgehen). In meiner Komposition werden demnach musikalische Gestalten und klangliche Konstellationen vorgestellt, die – ähnlich wie bei einem Rhizom – unvorhersehbare Wege gehen, sich mal verdichten, mal ausdünnen, die aber nie nur von einer musikalischen Idee abstammen. Das Werk beginnt z.B. mit einem heterogenen Gefüge von Zickzack-Motiv und Liegeklang. Es folgt eine Stelle mit begrenztem Tonmaterial, aber dafür allen möglichen Abstufungen und einem Geflecht von unterschiedlichen Lautstärken zwischen den drei Instrumenten (von sehr leise bis sehr laut) und Klangfarben – ein „Lautstärke-“ und „Klangfarben“-Rhizom usw. Auf diese Art komponierte ich weiter und wendete das Prinzip unvorhersehbarer, aus der Fantasie inspirierter Beziehungsgeflechte zwischen den Instrumenten auf alle möglichen musikalischen Parameter an (Lautstärke, Rhythmik, Klangfarbe, Intervalle/Tonmaterial usw.). Ähnlich wie bei einem Rhizom die Fortsätze unvorhersehbar sind, habe ich versucht eine Form zu finden, in der das jeweils Folgende nicht rein logisch, oder wie bei einer Hierarchie zwischen Baumstamm und Verzweigung aufeinander folgt. Das Vorgehen entspricht also nicht dem verbreiteten Prinzip eines musikalischen Keim-Motivs, einer Ur-Idee, aus der dann alles abgeleitet ist. Es entstehen vielmehr unvorhersehbare Beziehungen

 
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