Die Komposition DiaPhonie, entstand in Kooperation mit der Künstlergruppe Leuchtstoff (Witten) für das Festival "Grottenolm 99", im Kilianstollen von Marsberg, einem still gelegten Kupferbergwerk. Bild/Link siehe: Leuchtstoff Es kann aber auch in jedem geeigneten Konzertraum aufgeführt werden.
In diesem Werk lotete ich Möglichkeiten des multimedialen, polyästhetischen Komponierens aus, bei dem Hörer, Interpreten, Komponist und bildende Künstler die komplexen Bild-Klang-Zusammenhänge jeweils auf ihre Weise zusammensetzen und wahrnehmen. Bilder und Klänge werden hier eher als kombinierte Materialien behandelt, die - zumindest nicht gezielt, eine (eindeutige) Geschichte erzählen oder lineare Bedeutungsgefüge anstreben wollen. Die Musik und die zeitliche Organisation sowie die grobe Form der Diaprojektion (Diaformen, zumeist abstrakte Motive aber auch verfremdete Alltagsgegenstände sowie Differenzierungen zwischen "Fade"- und Schnittechnik) wurden zunächst von mir gemeinsam mit den Künstlern festgelegt.
Die Auswahl der konkreten Dias (Bildmaterial) aber lässt/ließ bzgl. Bidlmotiven, Farben und konkreten Diaformen sowie Helligkeit/Kontrast Spielraum für die Live-Diakünstler, welche jeweils "live" bzw. parallel zur Musik die Projektoren bedienen. Der Untertitel DiaPhonie deutet an, dass wir versucht haben, mit den Ebenen "Klang" und "Bild" mal einander entsprechend (quasi als eine Art neuer "Kontrapunkt" zwischen Dia-Ebene und Musik"), mal unabhängig voneinander zu arbeiten.
Die Kernidee des Werkes ist der Aspekt von Entwicklung (von kontrapunktierenden Bild-Ton-Beziehungen) in der Zeit, die schließlich aber "scheitert" bzw. in das Augenblickhafte neuer Beziehungen und die Auflösung zuvor geknüpfter Beziehungen (hin zu eher akzidentellen, zufällig aufblitzenden Analogien) mündet. Bis zum dramaturgischen Höhepunkt des Stückes (größte Ereignisdichte von Bild- und /Tonmaterial, maximale Lautstärke bei ca. 4'20'' = goldener Schnitt), werden zwei kontrapunktische Beziehungsebenen entwickelt: "Bläser versus Projektionsebene 1" und "Schlagzeuger versus Projektionsebene 2".
Im weiteren Verlauf des Stückes dominiert immer mehr der Augenblick: zuvor geschaffene - oder nur angedeutete Ähnlichkeiten oder Kontraste zwischen Bild und Ton verschwinden wieder. Es lösen sich immer mehr Ereignisse wieder auf, bzw. jeweils neu entwickelte Elemente brennen sich nicht in der Klang-Bild-Erinnerung ein. Längst Vergessenes, aber auch völlig Neues blitzt dafür unvermittelt - wie aus dem Nichts - wieder auf. Es dominieren Auflösungsprozesse, Brüche und das Unvorhersehbares. Dieser ständige kompositorische Entstehungs- und Auflösungsprozess kann aber umso mehr assoziative Freiheiten bei den Hörern bzw. Zuschauern frei setzen. Man könnte sagen, es ist ein Stück Leben: Je länger Zeit zu verstreichen scheint, desto mehr kommt man vielleicht zu dem Eindruck bzw. der Erkenntnis, dass es die Zeit nicht gibt, sondern nur "Jetzt" .... "Jetzt" ?
Das Aufführungsmaterial sowie die Dias und Hinweise / Infos zur Aufführungspraxis sind auf Anfrage bei mir sowie bei der Medienkünstlergruppe Leuchtstoff ( www.leuchtstoff-net.de ) erhältlich.
Werkkommentar 1999, leicht revidiert 21.9.2009, Erik Janson |