erik
 
     
   

Sur les ailes du temps II (2003),

für Bassklarinette solo.

 
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für Bassklarinette solo (der Titel heißt übersetzt “auf den Flügeln der Zeit”) ist das zweite Stück eines ganzen Zyklus von Solowerken mit gleichnamigem Titel (work in progress, seit 2002), der inspiriert wurde durch den Vers des französischen Dichters La Fontaine: “Sur les ailes du temps la tristesse s` envole”. Das Werk beschäftigt sich, wie die anderen Solostücke, mit verschiedenen Formen von Zeitwahrnehmung und Prozessualität. Es ist in seinem Charakter und Form, wie die bisherigen anderen Werke des Zyklus, mehrschichtig, prozessual, klangfarbig nuanciert sowie expressiv konzipiert. Ein Introduktionsteil führt musikalische Grundelemente (Formen von quasi Keimmotiven) ein: ein Motiv in “Zickzack”-Bewegung mit Punktierungen, eine Pendelbewegung, mündend in immer enger werdenden Intervallen (bis hin zum statischen Einzelton) und als drittes Hauptelement einen Liegeklang. Diese Elemente durchlaufen Wandlungsprozesse:

Das Element “Liegeklang” verkürzt sich, die bewegte Motivik hingegen dehnt sich aus, - z.B: in Ambitus und Lautstärkekontrasten. Es verdichtet sich und wird - dynamisch, farblich und bezüglich ihrer Binnenrhythmik - variiert und verwandelt. Mit dem “Auswuchern” und der Steigerung dieses Prozesses in virtuosen, melodisch “unberechenbaren (da schwer kontrollierbaren) mikrotonalen” Läufen geht die Entstehung einer weiteren perkussiven und geräuschhaften Schicht einher. Die (einstimmigen) Liegeklänge verschwinden, bzw. sie verwandeln sich mit der Zeit in Mehrklänge, die zuvor sukzessiv Gespieltes (nämlich einzelne Akzenttöne aus den Läufen) als kurze “aufblitzende” Momente - simultane, schnelle Erinnerungssplitter - aufgreifen.

Im Schlussteil wird schließlich das Material der schnelleren Zeitschicht (Zickzack-Motiv, Läufe) in der Zeit stark gedehnt. Die dynamischen und rhythmischen Kontraste (Akzente, variative Binnenrhythmik) schlagen in andere Qualitäten um. Das Werk wurde am 10.10.2003 beim Festival “Blickwechsel” in Detmold von John Corbett (mit Bassklarinette Boehmsystem, Buffet) uraufgeführt.

Revidierter Werkkomentar v. 21.9.2009

 
     
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