erik
 
     
  Werkkommentar  
 

.Seiltänze – Dialoge (1996/97),

Dieses Werk entstand in enger Zusammenarbeit mit der Wittener Künstlergruppe Leuchtstoff . Wir entwarfen im Herbst 1996 gemeinsam eine Dramaturgie aus dem Videomaterial "Seiltanz", einem verknoteten Seil, das auseinander gezogen wird und dabei gefilmt und dessen Geräusch beim Auseinanderziehen aufgenommen wurde und aus der Musik, die dazu enstehen sollte. Wir legten fest, an welchen Stellen nur Videosequenzen zur später hinzu kommenden Musik kommen sollten und wo nur Bild zu sehen oder - bei schwarzem Bildschirm oder Standbild - nur Musik zu hören ist. Ebenso legten wir fest, wo zusätzlich zur Live-Musik auf der Bühne die Seilgeräusche (quasi als Zuspielband) erklingen sollten. Zudem entwarfen Peter Mäder, Ralf Friedrich und Wolfhard Lieber eine Dramaturgie verschiedener Schnittfolgen (mal schnelle mal langsam), Hintergrundfarben zum tanzenden Seil sowie verschiedene Zoomverfahren. Es entstanden dazu verschiedene Klangräume, Tempi und bestimmte Motive in der hernach komponierten zum Video komponieren Musik, die mit den Videosequenzen des "tanzenden" Seils in Dialog treten. Wobei z.B. der Schlagzeugpart die Rhythmen des auseinandergezogenen Seils, die bei den Schnitten entsanden, aufgreift, mal variiert, mal imitiert und mal kontrapunktiert. Verschiedenste Techniken der "Filmmusik" lotete ich im Kompositionsprozess experimentell und kritisch aus: Illustration des Bildes, dann wieder Kontrapunktierung (z.b. belebtes Bild/viel Bildinformation, Hintergrund-Farbwechsel zu langen Klangbändern und eher statischer Musik oder umgekehrt: Zeitlupe, langsame Schnitte zu sich verdichtenden Klängen und schnellen Läufen etc.). Aber das Werk ist dennoch keine Fillmusik sondern eine gemeinschaftliche Multimedia-Komposition. In seinem Verlauf verdichtet sich die Dramaturgie zwischen Bild und Musik (wechselnde bzw. immer schnellere Schnittfolgen, Wechsel zwischen Zeitraffung und extremer Zeitlupe usw.). Hier ein paar Eindrücke des Mother-Tapes vom Seiltanz-Dialoge-Video: klick Zusätzlich zum Dialog zwischen Musik und Film entsteht ein Dialog zwischen Bild und agierenden Musikern auf der Bühne sowie eine Interaktion zwischen Musikern und Publikum: Klarinettist und Akkordeonist wandern durch den Raum, "provozieren" das Publikum indem sie stampfend mitten hindurch laufen, Leute auch anrempeln, wenn es eng wird, sich den Weg durch das (bei der UA. stehende) Publikum bahnen. Klarinettist und Akkordeonist fahren dann, während der sogenannten "Zwischenaktmusik" (einem Überleitungsteil, währenddessen nur ein Standbild des Seils zu sehen ist), in Glas-Aufzügen in die oberste Ebene des Harenberg Centers. Sie spielen, in den Glas-Aufzügen fahrend, mit äußerster Kraft im Fortissimo, agieren dann oben weiter im Dialog mit den Schlagzeugern unten auf der Bühne und mit den wieder weiter laufenden Videosequenzen, kommen schließlich zurück unten auf die Bühne. Eine musikalische Spiegelung des Anfangsteils (bei jedoch anderem Bild) bildet den Schlussteil des Werkes. Seiltänze-Dialoge ist somit pure Interaktion, Kommunikation zwischen Musik, Bild, Publikum und Raum; der jeweilige Aufführungsraum macht das polyästhetische und individuelle Erlebnis aus und beeinflusst die Wahrnehmungskanäle. Die Musik reagiert auf die jeweils spezifischen Gegebenheiten des Aufführungs-Raumes. Seiltänze-Dialoge ist eine Auftragsarbeit der Universität Dortmund für die Dortmunder Forschungstage, während denen es am 19. Januar 1997 im Harenberg City-Center Dortmund uraufgeführt wurde, gefolgt von einer Aufführung in der Musikhochschule Detmold (Abt. Dortmund) 1998. Es wartet seitdem leider immer noch auf eine weitere Aufführung, die z.B. in einem großen Einkaufs-Center oder im (großen) Foyer eines vielgeschossigen öffentlichen Gebäudes (vornehmlich mit Glasaufzügen) optimal wäre.

Das Aufführungsmaterial (Partituren und Videotapes) ist erhältlich bei: Internationale Musikverlage Karthause-Schmülling (Kamen),

Kontakt www.milz.org

Weitere Detailinformationen zum Werk und aufführungspraktischen Fragen sind erhältlich bei mir Mail und Leuchtstoff..

 
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