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Tanz der Rhizome III - utopic "Bad Blogs" (2009),

für Klarinette in B, Horn und Schlagzeug (Vibra/Woodblocks),

 
 

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Tanz der Rhizome III.... utopic Bad Blogs entstand als spontane Komposition im Rahmen meines Work-in-Progress-Zyklus von Werken mit dem Obertitel "Tanz der Rhizome". Darin nehme ich von der Grundidee her jeweils Bezug auf Gilles Deleuze und Félix Guattaris Konzept vom Rhizom. Ein Rhizom ist vergleichbar - in der Botanik z.B.- mit einer Ingwer-Knolle, also mit einem Gewächs ohne „hierarchische“ Struktur, in der - im Gegensatz dazu (z.B. beim Baum) - von einem gemeinsamen Stamm alle anderen Äste (auch unterirdisch die Wurzeln) abzweigen.

In der Soziologie oder Kommunikationstheorie ist das Rhizom Vorbild für nicht hierarchische Beziehungen und Kommunikationen und für das Zulassen von einem Denken in Nebenwegen, das Komplexitäten zulässt und kritisches „Querdenken“ einschließt sowie alte Denkmuster und Hierarchien aufgibt. In konkret diesem Werk verarbeite ich teilweise – daher der Untertitel - meine neulich gemachten negativen Erfahrungen, dass anti-hierarchische, herrschaftsfreie oder nicht manipulative Kommunikation in beispielsweise Internet Blogs (wie im sogenannten "Bad Blog auf Music" der nmz) scheinbar eine unerreichbare Utopie bleiben.

So beginnt das Werk recht dynamisch und heterogen, eben ohne eine (hierarchische) Kernidee oder Motiv, von dem Späteres abgeleitet würde. Die Stimmen, die in sich unabhängig sind und nicht aus einem gemeinsamen "Material" schöpfen, treffen sich, treten in „Dialog“ miteinander. Es ergeben sich plötzliche musikalische Bezugspunkte (z.B. in Intervallen, Dynamik), die sich teilweise Hoquetus1-artig ineinander rhythmisch verzahnen. Jedoch steht am Ende wieder eher ein Sich-Voneinander-Entfernen.

Erik Janson, revidierter Werkkommentar vom 30.7.2009

1-Ein Hoquetus ist, wenn eine Stimme pausiert und eine andere Stimme genau in die Pause(n) hinein einsetzt. Das Hoquetus-Prinzip gibt es in der Musik bereits seit der frühen Renaissance (z.B. Isorhythmische Motetten von Guillaume Dufay).

 
     
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