erik
 
     
 

Vocum-Verknotungen (2009),

für Ensemble (15 Musiker: Sopraninoblfl. (auch Altblfl.), Fl. (auch Piccolo), Ob. (auch Eh.), Klar. (auch Bassklar.), Fag., Hrn, Tp., Pos., Klav., Perc., 2Vl., Vla., Vc., Kb.

 
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Vocum-Verknotungen (2009) entstand für das gemeinschaftliche Opernprojekt "Sieben Knotenminuten" der Komponistin und Opernregisseurin Saskia Bladt. In diesem Projekt spielt das Werk "Vocum" des englischen Komponisten John Baldwine (1603) eine zentrale Rolle. In diesem vierstimmigen Stück sind mehrere unterschiedliche Stimmen, tw. als Kanon und in verschiedenen Tempi und Zeitmaßen miteinander verwoben. Auf Vocum sollten nun mehrere Komponisten und ich Bezug nehmen. In "Sieben Knotenminuten" kommt u.a. auch das Motiv des gordischen Knotens sowie die Gestalt der Wassernixe bzw. Wasserfee Lilofee vor.

Mein Stück "verknotet", wie der Titel andeuten soll, mehrere Zeitschichten und musikalische Ideen miteinander: Vocum von Baldwine ist als gedehnte Zeitschicht mehr oder weniger immer und in Originaltonart hörbar, also in meinem Werk allgegenwärtig. Es läuft während der gesamten Dauer wie in Zeitlupe und unterschwellig durch, wobei ich aber teils die Tonräume der Stimmen (vor allem in Oberstimme und Bass) erweiterte, also die Lagen des Original-Vocum auseinander zog. Die Stimmen wandern in wechselnden Klangfarben durch die unterschiedlichen Instrumente des 15-köpfigen Ensembles. Dabei lösen die Melodie-Töne aus Vocum (vor allem Sopran- und Altstimme) immer schneller, unregelmäßiger und überraschender einander ab. Baldwines Vocum wird zum Ende hin dann einerseits (von der Lautstärke und engeren Lage her) in seinen Melodien "hörbarer", andererseits habe ich die Stimmen (insbesondere die im Originalwerk zum Ende immer belebteren Mittelstimmen Alt und Sopran) immer mehr dekonstruiert, indem ich sie klangfarblich miteinander verwebe und kreuze.

Eine weitere Zeitschicht aus aus mehr oder weniger "plötzlich" eingeworfenen Klangereignissen - deren Tonmaterial und Lautstärke meist zu Vocum in Kontrast steht, aber manchmal auch Ideen daraus aufgreift - habe ich nun der geschilderten "Vocum"-Schicht überlagert. Dazu noch geistert verborgen das Volkslied von der schönen, jungen Lilofee, die beiden anderen Schichten zusätzlich überlagernd, durch den Schlussteil. Vielleicht ist die Grundidee ähnlich, bzw. inspiriert durch Bernd Alois Zimmermanns Idee einer Kugelgestalt der Zeit (z.B. in seiner Oper "Die Soldaten"), jedoch auf eigene Weise und ohne dass ich dem bewusst nacheifern wollte.

 
     
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